Im vergangenen Jahr hatte Deutschland nicht am Nations Cup teilgenommen. Nach geglückter Qualifikation im Frühjahr in Brzeszcze (Polen) – mit einem zweiten Platz hinter den starken Tschechen und vor der Slowakei und Gastgeber Polen – hieß es für Teamkapitän Patrick Schüsseler (Speedhenne[f]) eine Mannschaft für das diesjährige Finalturnier am Samstag, den 12. Oktober, in Prag zusammenzustellen. In Polen bekamen Jana Hückinghaus (BW Aasee Münster), David Zimmermanns (Speedhenne[f]) und Nico Franke (Times Sports Hessisch Oldendorf) das Vertrauen ausgesprochen und sorgten für den Finaleinzug. Für die Reise nach Prag nominierte Patrick bei den Damen Anna Hubert (TSV Poing Speedfires) und als Ersatz Andrea Horn (Speedbats Dresden) sowie bei den Herren Nico Franke und Sönke Kaatz (Rabbits Buxtehude); Patrick fungierte als Ersatzspieler.
Für das Finale qualifiziert waren bzw. gemeldet haben 6 Nationen, neben Titelverteidiger und Gastgeber Tschechien, waren das Frankreich, Ungarn, Lettland, Slowenien und Deutschland. Um dem Reiseaufwand gerecht zu werden und jeder Nation mindestens zwei Spiele zu garantieren, stimmte man dafür, wie zuletzt schon einmal 2016 in Brünn, zwei Dreiergruppen mit anschließendem Halbfinale und Finale zu spielen. Tschechien (als Vorjahressieger Kopf in Gruppe A) bekam Lettland und Deutschland zugelost, Slowenien (als Vorjahresfinalist Kopf der Gruppe B) musste gegen Frankreich und Ungarn antreten.
Das deutsche Team hatte bei der aufwendigen Anreise einige Änderungen zu managen und schließlich gänzlich umzuplanen, da Anna ihren Anschlussflug am Freitag durch Verspätung knapp verpasst hatte. Andrea wurde dadurch zur Hauptspielerin; auf Antrag beim teamcaptain’s meeting am Samstagmorgen konnten wir Anna aber als Ersatzspielerin melden – was das Reglement eigentlich nicht vorsieht -, so dass zumindest noch die Chance eines Einsatzes bei rechtzeitiger Alternativanreise gegeben war. Nachdem Tschechien zuerst gegen das Team aus Lettland deutlich gewonnen hatte, war unsere erste Partie gegen die Letten. Großartig, dass Lettland mit den sehr jungen, talentierten Spielern angereist ist – eine tolle Erfahrung für die drei Spieler -, aber gegen Andrea, Nico, Sönke (und Patrick als Ersatz für Nico im Mixed) waren sie am Ende chancenlos (6:0 für Deutschland). Im Prestigeduell gegen die Tschechen ging es also um den Gruppensieg im letzten Spiel der Gruppe A. Zuzana Kubáňová (gegen Andrea) und Petr Makrlík jun. (gegen Sönke und gegen Nico) gewannen ihre Einzel, während Nico mit starker Vorstellung die tschechische Nr. 2, Daniel Knoflíček, bezwang. Im anschließenden Mixed zwischen Kubáňová/Knoflíček und Andrea/Sönke behielten die Tschechen die Oberhand und sorgten für den Gesamtsieg der Partie schon vor dem letzten Mixed Doppel, was die Tschechen dann auch kampflos abgaben. Mit einem 2:4 gegen Tschechien belegte Team Deutschland somit Platz 2.
In Gruppe B bezwangen die Slowenen, die ohne Weltmeisterin Jasmina Keber auskommen mussten, sowohl gegen Ungarn als auch gegen Frankreich, die beide in unerwarteter Aufstellung antraten. Ungarn sicherte sich durch einen Sieg über Frankreich die Halbfinalteilnahme als Gruppenzweiter.
So kam es zu den anschließenden Halbfinalbegegnungen zwischen Tschechien und Ungarn sowie zwischen Slowenien und Deutschland. Während Tschechien wie erwartet deutlich gegen Ungarn gewinnen konnte, ging es in der Partie zwischen Deutschland und Slowenien enger zu. Während der Partie keimte dann die Hoffnung, dass Anna vielleicht noch rechtzeitig zum Finale da sein könnte, sollte ein Sieg gegen Slowenien gelingen. Sönke musste gegen Jaša Jovan, Sloweniens Nummer 1, in den dritten Satz, konnte aber ebenso das Einzel gewinnen wie Nico gegen Tilen Knez, der an Position 2 spielte. Andrea, die schon angeschlagen ins Turnier ging, biss die Zähne mehrmals zusammen und gab alles bis zum Schluss, verlor aber knapp gegen Danaja Knez im Dameneinzel. Zwischenstand 2:1 für Deutschland (5:3 Sätze). Während Andrea mit Sönke das Mixed gegen Danaja und Matjaž Šusteršič, Teamkapitän und Ersatzspieler Sloweniens, 2:0 gewinnen konnte, gelang Andrea und Patrick dies gegen Danaja und Jaša nicht; die Slowenien entschiedenen das zweite Mixed in zwei Sätzen für sich. Der Zwischenstand vor dem abschließenden Einzel der beiden an 1 gesetzten Spieler – Nico und Jaša – lautete 3:2 für Deutschland, mit 7:5 Sätzen. Sollte Jaša das Einzel 2:0 gewinnen, würde das einen Gleichstand auch in den Sätzen bedeuten, so dass alle erspielten Punkte gezählt werden müssten. Es wurde durchgerechnet und festgestellt, dass Deutschland 10 Punkte Vorsprung hatte. In der Zwischenzeit war Anna endlich gelandet und mit dem Taxi auf dem Weg zur Halle. Patrick ging nach draußen, um Anna in Empfang nehmen zu können, und verfolgte das spannende Duell über den Ticker. Nachdem Jaša den ersten Satz mit 16:13 gewonnen hatte, benötigte Nico im zweiten Satz noch 10 Punkte. Schließlich ging Nico mit 10:9 in Führung und löste das Ticket fürs Finale. Der Satz ging danach auch an Nico, und am Anfang vom dritten Satz gab Jaša, von Krämpfen geplagt, letztlich auf. 4:2 für Deutschland gegen Slowenien, wieder einmal ein sehr knappes und äußerst spannendes gegen Spiel gegen die starken Slowenen.
Anna war gerade angekommen, warf sich ins neue Team DCV Outfit und fand sich auch schon auf dem Feld wieder im Dameneinzel des Finales gegen Tschechien. Dort trat sie gegen die Nachwuchsspielerin Jesika Škodová an, die Zuzana Kubáňová ersetzen musste, da diese wohl aus beruflichen Gründen nicht länger bleiben konnte. Natürlich wurde uns spätestens zu dem Zeitpunkt klar, warum die Tschechien uns ständig anhielten, schnell weiterzuspielen, wenn irgendwo mal eine kleine Pause zwischen den Spielen war. 😉 Anna musste sich natürlich erstmal reinfinden nach alldem Stress, konnte aber mit 2:0 den ersten Punkt beisteuern. Starke Leistung! Sönke gab alles in seinem zweiten Einzel an dem Tag gegen Petr Makrlík jun., musste sich aber mit 13:16 und 13:16 geschlagen geben. Zwischenstand: 1:1 bei 2:2 Sätzen. Nico hatte am Vormittag 2:0 gegen Daniel Knoflíček gewinnen können, dieses Mal wurde es aber richtig spannend. Nach verlorenem ersten Satz ging der zweite Satz in die Verlängerung, den Nico hauchdünn für sich entschied. Bei 15:15 im zweiten wie auch einmal im Entscheidungssatz gab es heftige Diskussionen, die ein Einschreiten des Oberschiedsrichters (Matjaž Šusteršič) erforderten. Am Ende schnappte sich Nico den Sieg und brachte Team Deutschland mit 2:1 (4:3 Sätze) in Führung. Das Einzel der beiden Einser wurde dann parallel zum Mixed zwischen Jesika/Daniel und Anna/Sönke ausgetragen. Es gab eine kurze Beratung im Team DCV und die Entscheidung, dass Patrick in einer „injury substitution“ – wie es zuvor bei Andrea und Anna nach dem Halbfinale gemacht wurde – Nico für das Einzel gegen Petr und das letzte Mixed ersetzen würde. War das die richtige Entscheidung? Nico hatte Kräfte gelassen gegen Daniel, aber würde der Ü40 Weltmeister den Weltranglistenersten der Open Division schlagen können? Zumindest konnte Deutschland dem Europameister taktisch noch etwas Neues im Finale anbieten, und es ging auch ganz gut los; nach 2 Sätzen hatte Petr allerdings auch sein letztes Einzel an diesem Tag gewonnen, mit 16:12 16:12 aber wenigstens erneut nicht mit deutlichem Punktevorsprung. Parallel konnten Anna und Sönke mit starker Leistung das Mixed recht deutlich mit 2:0 gewinnen, was vor dem alles entscheidenden letzten Mixed zwischen Jesika/Petr und Anna/Patrick einen Zwischenstand von 3:2 für Deutschland bei 6:5 Sätzen bedeutete. Tschechien konnte somit mit einem 2:0 Sieg den Pokal holen, Deutschland seinerseits natürlich mit einem Sieg den Titel sichern. Bei einem 2:1 für Tschechien, würden die Punkte gezählt werden müssen. Petr dominierte das Mixed, in dem er Jesika möglichst rausnahm. Satz 1 ging an Team Tschechien. Im zweiten Satz gelang es Anna und Patrick aber besser, Jesika mit einzubinden bzw. auch Fehler zu vermeiden und Petr wiederum zu Fehlern zu zwingen. Folgerichtig ging Satz 2 an Deutschland. Im Entscheidungssatz konnte Petr aber nochmal aufdrehen und den 2:1 Sieg perfekt machen. 3:3 und 7:7 Sätze hieß es also am Ende. Wer hatte nun gewonnen? In der Aufregung und Dramatik hatte das deutsche Team die Punkte vorher nicht gezählt, was nun ja Ausschlag gebend war. Dann kam die Ergebnisverkündung durch ICO Präsident und Oberschiedsrichter Matjaž Šusteršič: Mit genau 4 Punkten Vorsprung ging der Sieg im diesjährigen Nations Cup Finale an…Deutschland!!! Überglücklich fielen sich Andrea, Anna, Nico, Sönke und Patrick in die Arme. Nach 2016 in Brünn gelang Deutschland der zweite Sieg in der Historie des Nations Cups, der 2013 das erste Mal ausgetragen wurde. Mit Plan B, allen Registern, die gezogen werden konnten, vor allem aber mit einer grandiosen Mannschaftsleistung konnten die scheinbar unschlagbaren Tschechen knapp bezwungen werden. Ein wirklich toller Erfolg!
Ein großes Dankeschön gebührt wie immer dem Ausrichter, dieses Mal den Tschechen, und allen helfenden Händen für die Organisation und Durchführung des Finalturniers. Natürlich aber auch allen anderen Nationen, die Kosten und Mühen auf sich genommen haben, um teilnehmen zu können.
2020 wird Deutschland als Titelverteidiger bei einem veränderten System des Nations Cups antreten. Erstmalig wird es keine Qualifikation, sondern nur noch ein großes Turnier in der zweiten Jahreshälfte geben. Zudem wurden bei der Delegiertenversammlung Änderungen im Spielsystem beschlossen.